Coaching Geschichten #2 – „Wem gehört das Problem“

Ausgangslage zur Coaching-Anfrage

 

Ein Leitungs-Duo, das schon seit längerer Zeit gemeinsam die große Mensa eines Studierendenwerks leitet, meldet sich im Mai 2020, mitten in der Corona Pandemie. Die Mensa hat eine Auslastung von 15%, viele Mitarbeitende sind in Kurzarbeit, einige bekommen keine Vertragsverlängerung. Neben großer Unsicherheit durch die Pandemie, wächst diese zusätzlich durch suboptimale Kommunikation hinsichtlich sicherer Arbeitsplätze. Das Leitungsteam sitzt in Sandwich-Position. Neue Vorgaben durch die Geschäftsleitung, widersprüchliche Kommunikation und gleichzeitig die Unsicherheit der Mitarbeitenden. Es gilt auszuhalten, der Verantwortung als Leitungen nachzukommen und einen Umgang zu finden:

An allen Stellen Unsicherheit

Unsicherheit bedingt durch die Corona-Krise

Unsicherheit der Mitarbeitenden zum wenig nachvollziehbaren Vorgehen der Geschäftsleitung  

Unsicherheit durch eventuellen Job-Verlust 

Unsicherheit, wie die Arbeit in der Zukunft gestaltet werden wird

Und auch das noch dazu

Gleichzeitig wird vom Führungs-Duo die Entwicklung neuer Konzepte und innovativer Ideen erwartet, jedoch ohne klare Rahmenbedingungen.

Der Coaching-Prozess startet mit der Klärung der Anliegen. Es zeigen sich zwei, die beide bearbeitet werden konnten.

Coaching Anliegen

Prio 1 Wie können wir mit den Mitarbeitenden angemessen umgehen und Sicherheit vermitteln, auch wenn sowohl hinsichtlich der Pandemie als auch der betrieblichen Rahmenbedingungen gefühlt nur Unsicherheit besteht und zu wenig Informationen vorhanden sind.

Prio 2 Wie können wir dem Widerstand der Mitarbeitenden begegnen, die die anstehende Neuausrichtung im Angebot der Mensa und damit verbundener Veränderungen gerade mit sich bringt.

Prozess

persönliche Ressourcen

Das Leitungsteam-Team reflektiert die eigene Lage zu Unsicherheit und Informationsbedürfnis. Dabei wird schnell deutlich, dass beide sich gegenseitig Sicherheit geben durch hohes Vertrauen, absolute Verlässlichkeit und ihre Unterschiedlichkeit. Auf organisationaler Ebene wird deutlich, dass beide „alte Hasen“ sind und eine riesige Portion Erfahrung mitbringen und sich nicht so schnell „die Butter vom Brot nehmen lassen“.

Klarheit, Sicherheit

Klarheit und Sicherheit brachte, die eigene Unsicherheit bezüglich der Corona-Situation und der Unklarheit durch nicht nachvollziehbares Handeln der Geschäftsleitung proaktiv im Team anzusprechen, Unterstützung anzubieten und mit dem Team darauf zu schauen, was innerhalb des Teams nötig ist, um sicher die Arbeit verrichten zu können. Dabei wurde Fokus auf Handlungsmöglichkeiten und Spielräume gelegt.

„Wem gehört das Problem“ und „sich nicht vor den Karren spannen lassen“

Eine Herausforderung und gleichzeitig der Durchbruch war für beide die Frage, wem das Problem eigentlich gehört und an welcher Stelle sie sich wohl vor den Karren spannen lassen, obwohl die Verantwortung an anderer Stelle liegt. Hier entschieden beide, das klare Gespräch mit der Geschäftsleitung zu suchen und die Verantwortung für Unklarheit, widersprüchliche Aussagen und Ängste der Mitarbeitenden dort zu adressieren. Wichtig war auch die Erkenntnis, eigene Grenzen zu (be)achten, um bei Kräften zu bleiben.

Feedback an die Coachees im Prozess durch mich

Es ist ein Geschenk, dass beide mit allen Stärken als Leitungsteam so großartig zusammenarbeiten und wissen, wie sie sich unterstützen können. Beide reflektieren ihre Arbeit, ihr Handeln mit viel Mut, Pioniergeist und Motivation.

Verlauf – kurz und knapp

Es erfolgten ein mehrstufiger Klärungs-Prozess mit der Geschäftsleitung, der auch Klarheit für das Handeln im Team brachte.

Dazu boten Teamsitzungen den Rahmen, um auszuloten, wie alle für ein Stück Sicherheit verantwortlich sein können. Das zweite Anliegen – Umgang mit Widerstand bei Veränderungen – wurde kreativ, einladend und sehr köstlich bearbeitet.

Take-Away der Coachees

Klarheit und Konkretheit in der Kommunikation

transparente, nachvollziehbare Erwartungshaltung an Geschäftsleitung adressieren bezüglich notwendiger Unterstützung

kleine Schritte gehen anstatt den großen Wurf machen

Abgrenzung, eigene Ressourcen im Blick behalten

sich nicht instrumentalisieren lassen

Feedback der Coachees

 „Es sind die kleinen Dinge und manchmal nur ein paar Sätze, die hängenbleiben und die größte Hilfe sind“